Einladung zum Filmabend mit Filmemacher
Dokumentarfilm (61min, Spanisch mit deutschen UT)
Nicht nur die Flucht über das Mittelmeer nach Europa ist lebensgefährlich, sondern auch eine Reise durch Mexiko in die USA kann tödlich enden. Der Dokumentarfilm „Viacrucis Migrante – Kreuzweg der Migrant_innen“ von Hauke Lorenz gibt Menschen auf dem beschwerlichen Weg ins „Gelobte Land“ eine Stimme.
„Auswandern ist ein Recht und kein Verbrechen“, sagt Alberto aus Honduras. Er ist mit zwei Freunden zu Fuß nur mit einem Rucksack über der Schulter auf dem Weg in die USA. Der Filmemacher Hauke Lorenz trifft die drei Flüchtlinge in Mexiko zufällig auf der Straße und begleitet sie zu ihrem ersten Ziel hinter der Grenze: Die „LA72“, eine spezielle Herberge nur für Migrant_innen und Flüchtlinge in der kleinen Stadt Tenosique. Denn hier sind sie sicher vor den Patrouillen der Polizei und dem organisierten Verbrechen. Unter dem Schutz der Franziskanermönche, die die Herberge leiten, dürfen sie auf „den Zug“ warten. Er soll sie auf dem Dach oder versteckt im Güterwaggon weiter Richtung Norden bringen.
An manchen Tagen sind es hunderte wartende Flüchtlinge, die hier ihre blutigen Füße behandeln, ein Fleckchen Schatten suchen, ihr Baby wickeln oder das Gebet suchen – kurz vor Ostern. Denn der Glauben gibt ihnen Kraft, um die lebensgefährliche Reise zu überstehen. Und so hoffen sie gemeinsam auf ein besseres Leben in der Zukunft. Alberto, José, Noé, Natalia, Ricarter, Dionicio, Carlos, Derick und Oswaldo erzählen Hauke Lorenz, warum sie aus Honduras, Guatemala oder El Salvador fliehen mussten. Sie haben Angst, weil sie in ihrer Heimat täglich von der Mafia mit dem Tod bedroht werden; sie wandern aus, weil sie ihren Kindern eine Ausbildung bezahlen wollen; sie laufen weg, weil sie als junge Leute keine Perspektive sehen, sie fliehen, weil sie als Transgenderpersonen tätlich angegriffen werden.
Der Dokumentarfilm erweckt das Nachrichtenwort „Flüchtlingskrise“ zum Leben, indem er Menschen und ihre individuellen Geschichten eben nicht zu einer anonymen, bedrohlichen Masse werden lässt. In Zentralamerika gehört Migration schon seit Generationen zum Alltag und wir – hier in Europa – können von jedem einzelnen Schicksal noch viel lernen.
Politischer Hintergrund Jedes Jahr versuchen tausende Männer, Frauen und Kinder aus Zentralamerika in die USA zu gelangen. Auf dem mindestens 1.700 Kilometer langen Weg durch Mexiko sind Razzien mit anschließender Abschiebung, sexualisierte Gewalt, Überfälle und Entführungen an der Tagesordnung. Es wird vermutet, dass die US-amerikanische Außenpolitik Mexiko drängt, seine Südgrenze stärker zu kontrollieren und militarisieren. Statt wie angekündigt Menschenrechte besser zu schützen, macht die mexikanische Polizei regelrecht Jagd auf Migrant_innen und hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2015 fast 200.000 Menschen abgeschoben. Doch die Kontrollen stoppen die Flüchtenden nicht, sondern zwingen sie, immer abgelegenere und gefährlichere Wege zu nutzen. Die Folge: Viele Verbrechen finden im Verborgenen statt. Deswegen gibt es kaum verlässliche Zahlen. Es wird aber davon ausgegangen, dass pro Jahr über 20.000 Flüchtlinge entführt werden, um von den Angehörigen in den Ziel- oder Herkunftsländern Geld zu erpressen. Vor diesem Hintergrund inszenieren die Franziskanermönche in Tenosique die Migration am Karfreitag als Leidensweg Christi. Die gemeinsame Prozession durch die Stadt soll auf die gefährlichen und katastrophalen Lebensumstände der Flüchtlinge aufmerksam machen und insbesondere die lokale Bevölkerung für das Thema sensibilisieren.
Produktions-Hintergrund Hauke Lorenz hat vor dem Filmprojekt zu dem Thema geforscht und seine Magisterarbeit in Ethnologie über Transitmigration in Mexiko geschrieben. Seit 2008 engagiert er sich auch bei Amnesty International. Nur durch seine fundierten Kenntnisse konnte er das Vertrauen der Flüchtlinge und Franziskanermönche überhaupt gewinnen und diesen Dokumentarfilm realisieren. Es ist sein erster Langfilm. Dank an: Die Koproduktion von Hauke Lorenz mit dem Hamburger Communitysender und Ausbildungskanal TIDE wurde durch Förderungen von Brot für die Welt, der Missionszentrale der Franziskaner, MISEREOR, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und durch eine Crowdfunding-Kampagne finanziert.